Vorwort:
Diese Chronik wurde im Jahr 1988 erstellt und wird hier in Abschrift mit Fotos aus dem Archiv eingestellt. Der damalige Autor hat folgende Worte hinzugefügt:
„Diese Zusammenstellung ist leider nur ein grober Auszug aus der Chronik des Löschzuges Altstadt. Auch Berichte über die Einsätze seien es große oder kleine, sind weitestgehend herausgehalten worden. Es wäre sonst zu umfangreich geworden. So gab es doch z.B. den 10.07.1981 mit 21 Einsätzen zugleich, die durch Sturmschaden entstanden. Nicht erwähnt sind auch die vielen Hilfeleistungen wie z.B. bei Schiffseinsätzen am Kanal seit seinem Entstehen. Seit der Technisierung der Feuerwehren hat sich zwar nichts Grundlegendes geändert, jedoch kamen im Zuge der fortschreitenden Neuentwicklungen spezielle Fahrzeuge und Gerätschaften, so auch z.B. für den Umweltschutz, hinzu.“
1876 entstand unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Geissler und des Professors Heissing (Gymnasium Petrinum) aus den kaum organisierten 'Lösch-Companien' die erste straff geleitete 'Freiwillige Feuerwehr Dorsten'. Das erste Spritzenhaus stand in unmittelbarer Nähe der St. Agatha Kirche an der Wiesenstraße. In den 1880er Jahren wurde die Wehr von Schornsteinfegermeister Scheiterer geführt, der sie 1888 mit zwei hochmodernen Handdruckspritzen mit einer Wasserleistung von 10 Liter pro Minute ausstattete, die noch bis 1930 benutzt wurden. Als in den 90er Jahren der Schreinermeister B. Einhaus zum Brandmeister wurde, zog man in ein neues Gebäude auf dem Friedensplatz in der damaligen Altstadt. In diese Zeit fällt auch die Beschwerde eines Bürgers, die da lautete, dass sich die Feuerwehrleute beim Alarm nicht erst mit Orden dekorieren, sondern sofort zum Einsatzort eilen sollten, dazu muss man jedoch aus heutiger Sicht sagen, dass man sich aus Sicherheitsgründen doch erst mit dem Schutzanzug, Helm und Stiefel ausrüsten sollte. Der Nachfolger von Einhaus wurde bis 1919 der Schneidermeister H. Krebs.
Nach Beendigung des 1. Weltkrieges wurde die Wehr reorganisiert. Zu ihrem Brandmeister wurde Gustav Reckmann ernannt. Die gesamte Wehr (48 Mann) wurde in 4 Trupps eingeteilt:
STEIGERTRUPP LEITUNG: HERMANN BÖTTCHER
LÖSCHTRUPP LEITUNG: KARL POHL
WASSERTRUPP LEITUNG: DIETRICH GROSS-BLOTEKAMP
ABSPERRTRUPP LEITUNG: THEODOR KUHLMANN
1924 wurde das Gebiet der Hardt in die Stadt Dorsten eingemeindet und die dort selbständige Freiwillige Feuerwehr unter der Leitung von Schreinermeister Wilhelm Köpper und Dachdeckermeister Heinrich Nöcker aufgelöst. Einige der Hardter Feuerwehrmänner traten der Dorstener Wehr bei, so auch der spätere Brandmeister Paul Kaltenborn. Durch die Zusammenlegung der Wehren wurde eine Gesamtstärke von 60 aktiven Männern erreicht, was eine Neuaufteilung erforderlich machte. Es entstanden zwei Löschzüge unter der Leitung von Oberbrandmeister Gustav Reckmann mit Zugführer Wilhelm Bröckerhoff und Gustav Gross-Blotekamp.
1926 DIE ERSTE MOTORSPRITZE
Im Jahre 1926 wurde die Schlagkraft der Wehr außerordentlich durch die Anschaffung einer 34.000 Reichsmark teuren Magirus Motorspritze, die eine Leistung von 1.000 Liter/Min hatte, erhobt. Die Feuertaufe erhielt sie beim Brand der Brennerei Tappehorn (Hotel am Kamin) wo sie auch stationiert war. Man munkelt, dass bei der feucht fröhlichen Einweihung der Brand des Feuerwehrgeräteschuppens zu spät bemerkt wurde. Ebenfalls wurden in diesem Jahr die 50 Jahr-Feier der Wehr veranstaltet. Man glaubt es kaum - ca. 2.000 Feuerwehrleute aus nah und fern kamen zu diesem großartigen Ereignis in die Stadt. Einer eindrucksvollen Parade auf dem Marktplatz folgte eine Großübung am Gymnasium Petrinum. 1928 wurde endlich das Feuerwehrgerätehaus im Lippetal mit Brandsirene und Wohnungen für Feuerwehrleute fertig gestellt. In dieser Zeit wurde auch die Lippe verlegt und der Kanal gebaut. 1934 endete die Selbständigkeit der Wehr als 'Feuerwehr der Stadt Dorsten' und wurde als einer der nun vier Löschzüge des Amtes Hervest-Dorsten geführt, deren ältester Zug sie war.
1939 - 1946 DER KRIEG - DIE WIRREN ZEITEN
Nachdem sich 1939 der Wehrführer Gustav Reckmann für den Kriegsdienst entschied, kam ein Zwist auf wer die Wehr weiterhin führen sollte. Durch den Bezirksleiter der Feuerwehren in Münster, den Kreisbrandmeister und dem Bürgermeister Dr. Gronover wurde verfügt, dass Hermann Böttcher zum Oberbrandmeister und stellv. Kreisbrandmeister ernannt wurde. Der bereits beförderte Oberbrandmeister Wilhelm Bröckerhoff wurde zum Führer der Wehr und bis zur Beendigung des 2. Weltkrieges Leiter des 2. Löschzuges der Einsatzbereitschaft Marl-Dorsten-Haltern. 1939 erreichte die Gleichschaltung der Nazis die Feuerwehr die fortan Feuerschutzpolizei hieß. Das führte 1940 dazu, dass OBM Bröckerhoff zum Hilfspolizeibeamten ernannt wurde. Die Fahrzeuge wurden dunkelgrün lackiert. Veranlasst durch den immer schärfer werdenden Bombenkrieg wurden die Einsatzbereitschaften abwechselnd zu 24 stündigen Diensten alarmiert. Bei der sinnlosen Bombardierung der Altstadt einige Tage vor Ende des Krieges (März 1945) wurde auch ein Teil des Gerätehauses im Lippetal getroffen. Bedingt durch diesen Treffer, durch Plünderung und Konfiszierung verschwanden das Löschfahrzeug und der größte Teil der Ausrüstung.
1946 KURZERHAND FAHRZEUG BESCHLAGNAHMT
Um den Feuerschutz wieder zu gewährleisten wurde 1946 kurzerhand ein Löschfahrzeug (LF 25) mit defekter Pumpe nebst defekter Tragkraftspritze in der näheren Umgebung sichergestellt. Damit waren jedoch noch lange nicht alle Probleme dieser wirren Zeit beseitigt. Es fehlte noch an Schlauchmaterial und Dienstkleidung, denn die Kleidung, die man noch hatte, wollte man verständlicherweise nicht im Einsatz beschädigen, wie aus dem Revisionsbericht vom 21.02.1946 hervorgeht. Die Alarmierung machte auch Schwierigkeiten, denn die britische Militärregierung untersagte die Benutzung der Luftschutzsirenen. So blieben nur noch die Werkssirenen über. Des Weiteren nicht genug, bei Beerdigungen von Feuerwehrkollegen durfte weder in geschlossener Formation marschiert, noch eine Fahne mitgeführt werden. Das Spielen der Kapelle auf dem Wege war ebenfalls nicht erlaubt.
1950 ES GEHT WIEDER AUFWÄRTS
Inzwischen entstand das Land Nordrhein-Westfalen. Die Kriegsbeschädigungen am Gerätehaus wurden wieder beseitigt und von außen verputzt. Nach und nach wurden auch einige Ausrüstungs- und Bekleidungsgegenstände angeschafft. In den 50er Jahren machte die Wehr mit einigen publikumswirksamen Übungen während der jährlich stattfindenden Feuerschutzwochen auf sich aufmerksam. So wurde u.a. aus 18 C Strahlrohren quer über den Marktplatz gespritzt und am Ende vereinigt sich die Strahlen zu. Wasserspielen, die besonders gegen die Sonne wirkungsvoll aussahen, wie in der RN vom 11.07.1956 zu lesen ist. Wieder einmal gab es Probleme mit der Alarmierung, denn verschiedene Bewohner der Häuser mit Brandsirene weigerten sich diese zu bedienen, die damals noch per Hand eingeschaltet wurden. Die 75 Jahr-Feier fiel durch den Tod des Brandmeister Josef Kleinken aus. Dafür feierte man zum 80-jahriqen Bestehen.
1959 KEIN FAHRZEUG - WIE SOLL GELÖSCHT WERDEN?
1959 schlug die Stunde für das 1946 beschlagnahmte Löschfahrzeug (LF 25 später wegen der Pumpenleistung in LF 32 umbenannt). Die Bremsanlage und die Motorstärke des 1939 gebauten Fahrzeugs entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik, so dass das Fahrzeug stillgelegt wurde und die Löschgruppe nicht mehr Einsatzbereit war. Nach 6 Monaten Wartezeit beschwerte sich OBM Bröckerhoff, der die Wehr immer noch führte, bei der Stadt:
„Unter diesen Umständen hat die Löschgruppe beschlossen, ihre Tätigkeit einstweilen einzustellen, und zwar solange, bis sie wieder einsatzfähig ist. Den alten abgedankten Wagen der Löschgruppe Rhade als einstweiligen Ersatz zu übernehmen, wird dankend abgelehnt. Es wird auch darauf hingewiesen, dass bis dahin keine Theater- oder Cirkuswachen gestellte werden“, so Bröckerhoff.
IN DEN 60er JAHREN VIEL NEUES
1960 füllten sich die Hallen wieder, denn ein Magirus LF 16 TS und ein Unimog Tanklöschfahrzeug TLF 8 vom sogenannten ZB (Ziviler Bevölkerungsschatz) konnten in Empfang genommen werden. Wie aus der Zeitung vom 16.04.1960 zu entnehmen ist, gab es damals einen kuriosen Einsatz an der Gelsenkirchener Straße, bei dem in der Nacht eine Schreinerei fast ganz den Flammen zum Opfer fiel. Hier ein Zitat aus der Zeitung:
„Erschwert wurden die Löscharbeiten durch die Schaulustigen, die einige Strahlrohre den Feuerwehrmännern aus der Hand rissen, um selbst zu löschen, sodass schließlich die Polizei einschreiten musste.“
Zum 85. Geburtstag der Wehr wurde OBM Wilhelm Bröckerhoff verabschiedet, nachdem er 24 Jahre die Wehr leitete, aber nicht ohne ihn zum Ehrenbrandmeister zu ernennen. Die für die Führungsnachfolge vorgesehenen Werner Kleinken und Josef Wanning waren inzwischen zu Brandmeister ernannt worden. BM Kleinken wurde zum Wehrführer bestellt und widmete sich hauptsächlich dem zivilen Bevölkerungsschutz (ZB) während BM Wanning den örtlichen Feuerschutz übernahm. In dieser Zeit wurde leider das Tanklöschfahrzeug wegen eines Defektes abgezogen, sodass nun mehr ein Fahrzeug übrig blieb.
100 JAHR-FEIER UND NEUE FÜHRUNG
Anfang der 70er Jahre hatte Adolf Axinger (seit 1947 in der Wehr) die Brandmeisterprüfung in Münster abgelegt. Für den aus beruflichen Gründen zurückgetretenen BM Werner Kleinken und den aus der Wehr ausgetretenen Josef Wanning, übernahm nun Adolf Axinger die Leitung unterstützt von Bernhard Fragemann. 1972 wurde Bernhard Fragemann, nachdem er die Landesfeuerwehrschule in Münster besucht hatte zum Brandmeister ernannt, und Adolf Axinger zum Oberbrandmeister. Unter dieser Leitung traten viele junge Leute der Wehr bei, die in den 60er Jahren über Nachwuchssorgen klagte. Am 05.10.1973 war es nach langem Warten endlich soweit. Das neue Löschfahrzeug LF 8 sollte übergeben werden, jedoch überschattete dieses Ereignis eine schwere Eisenbahnkatastrophe in Marl-Sinsen bei der die Altstadt-Wehr zum Einsatz kam. Die 100 Jahr-Feier stand 1976 ins Land. Wieder einmal wurde ein großes Festzelt aufgebaut und mit großem Rahmen-Programm wurde 4 Tage lang gefeiert. Höhepunkt war der Freitag, an dem MAL SONDOCK'S (WDR) Pop-Disco-Party, die damals sehr bekannte Rock-Gruppe SMOKIE live präsentierte.
NEUES FAHRZEUG - NEUE HALLE
1980 wurde die Schlagkraft des Löschzuges durch den Ausfall des Anfang der 60er Jahre angeschafften Magirus LF 16 TS, geschwächt. 1981 konnte erst das neue, eine ¼ Million DM teure Magirus LF 16 TS, durch den jetzigen Katastrophenschutz in Empfang genommen werden. Da dieses Fahrzeug nicht in die alte Halle passte, musste kurzentschlossen eine neue Halle angebaut werden. Die Wehrleute krempelten mal wieder die Ärmel hoch und bauten in Eigenhilfe die 45.000 DM teure Halle, die von der Stadt mit 5.000 DM bezuschusst wurde. Anschließend wurde die alte Halle zum Schulungsraum umgebaut. Bei diesen Arbeiten entdeckten die Wehrleute eine alte Wandmalerei, die sauber enthüllt und restauriert wurde. Wie sich herausstellte ist die Malerei von Fritz Kampmann, der 1928 die kahle Wand zur Einweihung des Gerätehauses damit schmücken wollte. Da er wohl nicht den Zeitgeschmack seiner Kameraden traf, tünchte er, genervt durch die Sticheleien, die Malerei weiß über. 1985 wurde Löschzugführer Adolf Axinger zum Hauptbrandmeister und Bernhard Fragemann zum Oberbrandmeister ernannt. Im gleichen Jahr konnte auch ein 20 Jahre altes Tanklöschfahrzeug TLF 8 in Empfang genommen werden. Der Brandmeister Manfred Knickmann wurde 1987 zum Oberbrandmeister ernannt und der langjährige Unterbrandmeister Dieter Malinowski Brandmeister, sodass der Löschzug nun erstmals seit seinem Bestehen mit 4 Aktiven im Brandmeisterrang vertreten ist.
Fortsetzung folgt....