Pony in Notlage

Pony in Notlage

Ein eher ungewöhnliches Bild bot sich den Spaziergängern im Lippetal an einem Montagabend: Mehrere Einsatzfahrzeuge waren vor dem Gerätehaus in der Altstadt geparkt, während in der Fahrzeughalle ein Pony den Platz des Tanklöschfahrzeugs in Beschlag nahm, umringt von Kindern und Jugendlichen in Feuerwehrkleidung.

Der Anlass war natürlich nicht die Umstellung des Fuhrparks auf emissionsärmere Fortbewegungsmittel, sondern ein Übungsabend der Jugendfeuerwehr Gruppe Süd. Der Planungsgruppe um Bernd Fragemann und Nils Tümmers war es ein Anliegen, ein eher außergewöhnliches, aber dennoch wichtiges Thema in den Fokus zu bringen: Tierrettung. Dem Klischee nach ist die Rettung der Katze auf dem Baum ja eine der Hauptaufgaben der Feuerwehr, doch während der Stubentiger sich eigentlich selbst retten kann, sind größere Tiere wie Kühe, Schweine, Schafe oder Pferde dazu nicht immer in der Lage. Das beweist ein aktuelles Beispiel aus Dortmund, wo nach einem Sturm über 300 Schafe von Feuerwehrleuten vor dem Ertrinken gerettet wurden.

Tierarzt Nils griff diesen Fall auf und informierte die Jugendlichen zunächst über die Anzahl der Nutztiere in NRW, um sie für die Relevanz seines Themas zu sensibilisieren. Im Jahr 2018 gab es in NRW ca. 1,9 Millionen Rinder, ca. 7 Millionen Schweine und mehr als 100.000 Pferde, ca. 40% davon allein in Westfalen-Lippe. „Feuerwehr und Tiere in Not sind eigentlich zwei Dinge, die überhaupt nicht zueinander passen“, erklärte er den Jugendlichen. „Unsere Fahrzeuge machen Lärm, sie blinken und viele Menschen in reflektierender Kleidung steigen aus. Wir Feuerwehrleute haben viele standardisierte Einsatzvorgehen, von denen jedoch im Falle einer Tierrettung häufig abgewichen werden muss. Ich kann das Verhalten von Tieren nicht planen oder vorhersehen, vor allem nicht in einer Notsituation. Manchmal muss man kreativ sein, da die Ausbildung der Feuerwehrleute in Bezug auf den Umgang mit Tieren und auch die Ausrüstung der Fahrzeuge Grenzen haben.“

Der Übungsabend sollte nicht theoretisch bleiben, also führte Nils seine Ausführungen an einem echten Pony vor. Er legte ihm mit Hilfe seiner Kameraden das Hebegeschirr für Nutztiere von der Hauptwache an und demonstrierte dessen Funktionsweise. Dabei war ihm die Einhaltung bestimmter Regeln besonders wichtig, um Unfälle zu vermeiden. Die Jugendlichen und alle anderen Anwesenden sollten leise und langsam vorgehen, nur nach Aufforderung reden und ihre Handys lautlos stellen und nicht benutzen. Dem kamen sie ohne Ausnahme nach und lenkten ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Pony in der Fahrzeughalle. Sie stellten viele Fragen und zeigten deutlich ihr Interesse an den Ausführungen des Kameraden. Zum Abschluss des Abends durften sie das Hebegeschirr noch einmal selbst ausprobieren und einem extra zu diesem Zweck ausgeliehenen Holzpferd umschnallen. Hier wurde die Idee einiger Jugendlicher ausprobiert, ein Tier mit Hilfe von Schläuchen zu retten, wenn das Hebegeschirr nicht verfügbar ist oder aus logistischen Gründen nicht eingesetzt werden kann.

Die Jugendlichen meldeten zurück, dass ihnen der Abend viel Spaß gemacht habe, vor allem da mit einem echten Pony geübt wurde und das Thema dadurch außergewöhnlich war.

Das Planungsteam bedankt sich herzlich bei Familie Tümmers, die ihr Pony zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt haben.

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